Die Geschichte der Turnabteilung des MTV Berg bis zum Jahr 2004
Gemeinsinn und ein gehöriges Maß an Selbstbewusstsein führte zur Vereinsbildung auch in der schweren Zeit der Inflationsjahre nach dem Ersten Weltkrieg – oder gerade deshalb? Bis zur Gründung des bürgerlichen Turnvereins MTV Berg am 01. August 1922 turnte man noch in einer Art Zweigverein der Freien Turnerschaft Starnberg. Erst mit der Unterstützung des Turn- und Sportverein Starnberg von 1880 wurde der MTV Berg selbständig; denn der TSV stellte für den Anfang Turngeräte zur Verfügung. Als Turnhalle diente seinerzeit unter anderem das Marstallgebäude in Unterberg, das vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds angepachtet wurde.
Nun konnte sich der MTV frei entwickeln: Sein Angebot reichte von Gerätturnen, Leichtathletik, Staffellauf, Schwimmen, Faustball, Waldlauf im Wettstreit auf Gau-, Bezirks- und Bayerischer Ebene bis zur Teilnahme an Deutschen Turnfesten, z.B. 1938 in Breslau (heute Wroclaw/Polen). Sogar eine Schießabteilung wurde ins Leben gerufen. Neben den sportlichen Aktivitäten in den 20er und 30er Jahren waren auch Tanzveranstaltungen, Theatervorführungen und Feuerwerke im Programm. In dieser Zeit standen für den Erfolg des MTV Berg Namen wie Hans Schauer, Hans Rothenfußer und Sebastian Resch.
Im November 1939 veranstaltete der MTV Berg seinen letzten Wettkampf vor dem 2. Weltkrieg, nämlich einen Waldlauf durch den Schlosspark in Unterberg. Die sich im Heimaturlaub befindlichen Turner waren 1940 und 1941 aber noch aktiv und erfolgreich. Der Zweite Weltkrieg bedeutete auch für den MTV Berg den totalen Untergang. 22 Berger Turner kehrten leider nicht mehr in die Heimat zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war durch die Initiative von Hans Rothenfußer die Wiedergründung des Männerturnvereins Berg erforderlich. Ab 1945 hatten die MTV´ler schon verbotenerweise mit dem Training und ab 1946 mit Wettkampfteilnahmen begonnen. Die Wiedergründungsversammlung erfolgte dann am 17. April 1948 mit Erlaubnis des Landratsamtes Starnberg im Lokal Deutschenbauer (jetzt Gasthof zur Post) in Aufkirchen.
1. Vorsitzender wurde Dr. Richard Lichtenberg
Ende der 40er Jahre bis Mitte der 50er Jahre war die Leichtathletik, neben dem Gerätturnen, mit Teilnahmen bis zur Ebene der Deutschen Waldlaufmeisterschaften in den Vordergrund gerückt und unzertrennlich mit den Namen Georg Pettinger, Hubert Eitrich, Sylvester Huber, Helmut Diehl, Alois Schmid und Sebastian Resch sowie den Trainern Hans Rothenfußer – Turnen – und Hans Schauer – Leichtathletik -, wohl eine der erfolgreichsten Zeiten des MTV Berg, verbunden. Die gesellschaftlichen Veranstaltungen wie z.B. Theatervorführungen im immer prall vollem Saal im Gasthof zur Post Aufkirchen brachten etwas Geld in die chronisch leere Vereinskasse.
Am 21. Juli 1955 begann man unter schwierigsten finanziellen Verhältnissen mit dem Bau der vereinseigenen Holzturnhalle auf dem Grundstück, auf welchem heute der Berger Kindergarten steht. Fast ausschließlich in Eigenleistung wurde alles unter großen persönlichen Einsatz getätigt. Hier sind vor allem der damalige 1. Vorsitzende Erich Kiesler, Gründungsmitglied Josef Gabler, Alois Schmid und Heini Vogt neben vielen anderen zu erwähnen. Am 16. Juni 1956 war die feierliche Einweihung. Der Bestonsteinbau mit Toilettenräumen wurde wieder in Eigenleistung erstellt und war Ende 1960 fertig.
Bis zum Abriss im Jahre 1993 wurden viele schöne Faschingsbälle und Feste gefeiert.
Die Entwicklung des MTV Berg nahm einen äußert positiven Verlauf und es traten jetzt auch die Mädchen und Frauen immer stärker in das Erscheinungsbild des Männerturnvereins. Wegweisend war hier Ehrenmitglied Pauline Schmerber mit ihrer Damengymnastik über mehrere Jahrzehnte hinweg; gefolgt von der Er+Sie Gymnastik mit Ernst Tischler und später Hannelore Geil. Immer mehr Frauen folgten dem modernen Trend der Gymnastik und dem Fitness/Gesundheitsbereich, die durch großes Engagement von Elisabeth Flögel ständig ausgebaut wurde und wird. So besitzt die Turnabteilung bereits seit 2000 das Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT, nämlich für die Aerobik-Ausdauerschulung und der Wirbelsäulengymnastik mit Elisabeth Flögel sowie die Krabbel-Gruppe (Gesundheitssport für Kleinkinder) und Bewegungserziehung im Kinderturnen mit Susanne Bremm.
Über all diese Jahre war das Gerätturnen immer eine dominante Sportart. Viele bekannte Namen wären hier zu nennen, als Beispiel Hans Rothenfußer, der bis ins hohe Alter immer für die Jugend da war, oder Ferdinand Ullrich, der selbst beachtliche Wettkampferfolge im Gerätturnen erzielte, sind dem MTV Berg fest verbundene Lehrmeister des Turnens. In den 80er Jahren schaffte es Stefan Stadler bis in den National-Kader der deutschen Kunstturner vorzudringen und höchste sportliche Ehren zu erfahren, wie z.B. mehrfacher Bayerischer Meister und 1986 zweiter und 1987 dritter Deutscher Meister an den Ringen. Stefan trainiert jetzt die männlichen Riegen im Gerätturnen und führt zudem die Amtsgeschäfte als Abteilungsleiter Turnen. In den 70er und 80er Jahren waren vor allem die männlichen Jugendturner bei Oberbayerischen und Bayerischen Meisterschaften sehr erfolgreich. Ende der 70er Jahre löste sich eine kleine aber leistungsstarke Gruppe Leichtathleten aus der Turnabteilung. Unter der Leitung von Heinz Kroczek wurde auch hier über ein Jahrzehnt beachtliche Leistungen auf Bayerischer Meisterschaftsebene erbracht.
Die Jugendmannschaft der Gerätturner/innen machten mit ihren großen Vorbild und Trainer Stefan Stadler große Fortschritte. Jungen wie Mädchen schneiden jedes Jahr im „Gerätturnen im Verein“ des Turngaus Amper-Würm mit steigenden Leistungen ab.
2003 erreichte die Männerriege sogar Bayerische Landesmeisterschafts-Ebene und besiegelte mit einem hervorragenden 5. Platz ihr gestrecktes Ziel.
2003 formierte sich erstmals seit Gründung des MTV Berg 1922, eine Turnerinnen-Mannschaft (Erwachsene) die in Esting antrat und den 5. Platz sichern konnte.
Die Gymnastik- und Tanz-Gruppen sind seit den 90er Jahren sehr erfolgreich. Mehrfache Teilnahme an Bayerischen Meisterschaften mit 2., 3. und 4. Plätzen, 2. Rang bei der Landesgymnastrada sowie meist ersten Platzierungen bei Gaumeisterschaften waren die Ausbeute. Absoluter Höhepunkt war für die damalige Jugendgruppe und bayerischen Vizemeistern der 8. Rang bei den Deutschen Meisterschaften unter Trainerin Angelika Flögel.
2003 und 2004 wurde die gegenwärtige Mädchengruppe Bayerische Jugendmeister, die von Übungsleiterin Annette Egenhofer trainiert wird. Diese ermöglichte die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. 2004 schaffte die Erwachsenengruppe die Bayerische Vizemeisterschaft und die Teilnahme der Deutschen Meisterschaft.
Die größte Sorge, die den MTV Berg schon lange Zeit quält, ist das Fehlen einer dem Bedarf angepassten Dreifach-Turnhalle. Ehrenvorsitzender Herr Paul Huber hat dem MTV Berg im April 1995 ein Grundstück (Berg-Nord) überlassen, auf dem wir mit Unterstützung von Herrn Siegfried Genz (Maxhöhe), der Gemeinde Berg, des BLSV und dem Freistaat Bayern ab 2002 diese Dreifach-Turnhalle errichten wollten, in der hätten neben turnerischen und gymnastischen Tätigkeiten auch Hallenfußball und Tennis gespielt werden können. Der Architekt, Herr Streit, war bereits mit den Detailplanungen beschäftigt. Aufgrund der vorherrschenden Wirtschaftsflaute hat auch die Gemeinde Berg ihre Unterstützung zum Bau der Dreifach-Turnhalle aus Ihrer Finanzplanung gestrichen. Der MTV Berg wird nun weiterhin in der völlig überbelegten Einfach-Turnhalle der Oskar-Maria-Graf-Volksschule in Aufkirchen und im Gymnastikraum des FSV Höhenrain zu Gast sein. Evtl. werden wir künftig auch in die im Bau befindlichen Montessori-Schule auf Gut Biberkor in deren geplanten Turnhalle einige Übungsstunden verlegen können.
Wer noch mehr über die Geschichte des MTV Berg erfahren möchte, kann diese in den Festschriften zum 50. (1972) und 75. (1997) Jubiläum nachlesen. Seit 1992 erscheint das Turninfo (2 mal jährlich) in welchem detailliert die Geschehnisse der Turnabteilung dokumentiert sind. Ab 2004 ist das Turninfo auch im Internet zu finden.
Übrigens: der MTV Berg heißt offiziell MTV Berg a.W.e.V.
(„a.W.“: am Würmsee)
Würmsee war bis 1963 der amtlich gültige Name für „Starnberger See“